Deutsche entdecken das Ferienhaus als Altersvorsorge

Deutsche entdecken das Ferienhaus als Altersvorsorge

Die Börsenturbulenzen in der Folge der Staatspleitenpanik haben Gutverdiener Immobilien als liebstes Investment entdecken lassen. Viele verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen – und planen mit ihrem Feriendomizil für die Rente.

von Grit Beecken, Marcus von Landenberg und Susanne Osadnik

Für Ulrich Günthner hätte es kaum besser laufen können. 17 Jahre lang hat der ehemalige Unternehmer traumhafte Urlaube auf Mallorca verbracht. Tagsüber hat er im Garten gewühlt, Schwarzkopfadler beobachtet und sich von fangfrischem Fisch ernährt. Jetzt, mit fast 70, will der Rentner seine Ferien lieber in Tirol verbringen und seine Luxusvilla in der Serra de Tramuntana verkaufen. Und der Verkaufserlös wird fortan seine Altersbezüge mehren.

Günthner hat das Schöne mit dem Nützlichen verbunden. Und weil die Börsen als sichere Kapitalanlage immer weniger taugen, tun ihm das immer mehr Deutsche gleich. Sie entscheiden sich bei ihrer Altersvorsorge für ein Haus oder eine Wohnung in einer Urlaubsregion. Fast die Hälfte aller Ferienimmobilienbesitzer sehen in ihrem Domizil eine Kapitalanlage. Das haben der Makler Engel & Völkers und der Ferienhausvermieter Homeaway Fewo-direkt in einer Umfrage ermittelt.

Demnach machen sich rund 62 Prozent der Käufer bereits vor dem Erwerb Gedanken darüber, ob sich Immobilien gut vermieten lassen. „Sie stellen in der heutigen Zeit eine interessante Anlageoption dar, die eine Detailprüfung lohnt“, sagt auch Wolfgang Hornbruch, Steuerberater bei Dr. Harzem & Partner in Gummersbach. Wenn ja, ergibt sich neben der Kapitalanlage auch die Möglichkeit einer zusätzlichen Rente.

Grundsätzlich gibt es drei Arten, Ferienimmobilien für die Altersvorsorge zu nutzen. Ein Weg ist die Vermietung. Die sichert laufende Erträge, und die Investitionen lassen sich oft von der Steuer absetzen.

Der zweite Weg: Auf eine Wertsteigerung spekulieren und mit Gewinn verkaufen. Diese Option ist nicht ganz ungefährlich, schließlich können Immobilienmärkte mitunter kräftig einbrechen. Solche Risiken lassen sich jedoch minimieren. Ulrich Günthner hat etwa darauf geachtet, dass seine Villa nahe eines Naturschutzgebiets lag. So war es unwahrscheinlich, dass Apartmentklötze die Gegend verschandeln und den Wert drücken würden.

Die dritte Art, mit einem Feriendomizil vorzusorgen, ist dessen spätere Nutzung als Dauerwohnsitz. Der bisherige Erstwohnsitz wird dann verkauft oder vermietet und dient so der Finanzierung des Lebensunterhalts. Manche vermieten die eigenen vier Wände auch erst und verkaufen dann.

Wer sich ein gut vermietbares Objekt zulegen will, hat auch bei der Finanzierung gute Karten. Der Baufinanzierer BHW beispielsweise rechnet bei der Entscheidung über die Kreditwürdigkeit 75 Prozent der erwarteten Einnahmen als Einkünfte an – allerdings nur bei Objekten im Inland.

Finanzierung Ferienimmobilie

Die Finanzierung einer Ferienimmobilie unterscheidet sich kaum von einem herkömmlichen Hypothekenkredit, nur sind die Konditionen etwas schlechter, wenn das Urlaubsdomizil selbst beliehen wird. Stellt man stattdessen die eigene Wohnimmobilie als Sicherheit bereit, wird es günstiger. Dann finanzieren manche Anbieter im Inland bis zu 100 Prozent des Kaufpreises, im Ausland sind es maximal 70 Prozent.

In ihrer Kalkulation sollten Käufer unbedingt die Instandhaltungskosten berücksichtigen. Eine Ferienimmobilie verlangt regelmäßige Investitionen, insbesondere wenn sie vermietet wird. Eine „Ausziehcouch im Wohnzimmer und in den Bädern Fliesen aus den 70er-Jahren – das geht nicht mehr“, ist die Erfahrung von Engel-&-Völkers-Maklerin Ines Kirch.

In der Studie, die der Makler gemeinsam mit Homeaway durchgeführt hat, gaben 45 Prozent der Befragten an, in den kommenden zwei Jahren ihr Domizil modernisieren zu wollen. Um Energie zu sparen, aber auch, um das Objekt für mögliche Käufer attraktiver zu machen. Wer Kasse macht, legt sich häufig ein noch größeres, schöneres und neueres Objekt zu.

Mallorca-Fan Ulrich Günthner hat sein Ferienhaus aber nicht ausschließlich wegen des erhofften Kapitalzuwachses erstanden: „So eine Immobilie verlängert das Leben. Und das ist die beste Altersvorsorge überhaupt.“

Quelle: FTD Deutschland

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